: Ein Käfer, viel wertvoller als zehn Ferraris
Ein Besuch bei Peter Hammer, dem Autohändler aus Röthenbach, der in der Slowakei den derzeitigen Bundesliga-Torschützenkönig Marek Mintal für den 1. FC Nürnberg entdeckte und nun als dessen Berater Angebote sortiert
NÜRNBERG taz ■ Peter Hammer ist derzeit wohl Deutschlands gefragtester Autohändler. Nicht wegen all der schönen Wagen, die auf seinem Hof in Röthenbach bei Nürnberg blitzblank dastehen. Hammer verfügt über ein echtes Juwel, viel wertvoller als zehn rote Ferraris samt Porsche als Zweitwagen für die Gattin. Hammer ist Freund und Berater von Marek Mintal, dessen Marktwert mit jedem Bundesligator steigt und inzwischen wohl etwa bei sechs Millionen Euro liegt. Mittlerweile sind es 21 Treffer, die der schweigsame Slowake für den 1. FC Nürnberg erzielt hat. Eine Zahl die selbst Hammer, der Entdecker Mintals, nicht für möglich gehalten hatte.
Als Peter Hammer vor zwei Jahren den damals 26-Jährigen zum ersten Mal spielen sah, dachte er gleich, „der wäre was für den Club“. Es geschah auf einer der zahlreichen Geschäftsreisen, die den 40-Jährigen regelmäßig in die Slowakei führen („Ich kaufe und verkaufe dort viele Autos“). Hammer, der Landessprache nicht mächtig, schaltete wie üblich abends in seinem Hotelzimmer den Fernseher ein, um sich mit Fußball aus der ersten slowakischen Liga die Zeit zu vertreiben. Dabei bekam er große Augen. Er sah einen leichtfüßigen Angreifer, der rannte, als ginge es um sein Leben, und der beidfüßig unglaublich präzise schießen konnte. Und weil jener bis dahin in der großen Fußballwelt unbekannte Marek Mintal von MSK Zilina in den nächsten Wochen jedes Mal wieder glänzte, wenn der Gast aus dem Frankenland vor dem Fernseher saß, geriet etwas ins Rollen, was dem 1. FC Nürnberg möglicherweise den Klassenerhalt und später einmal jede Menge Geld bescheren könnte.
Dank sei Peter Hammer und dem Zufall. Denn Autohändler mit Fußballverstand gibt es viele. Aber in Hammers Fall kommt hinzu, dass Nürnbergs Trainer Wolfgang Wolf ein Haus der Mutter des Fußballnarren bewohnt. „Der Wolfgang suchte zu der Zeit gerade einen Mittelfeldspieler“, erzählt Hammer, früher mal Trainer des Bezirksligisten 1. FC Röthenbach. „Da wüsste ich jemanden, hab ich ihm gesagt.“ Wolf schickte tatsächlich seinen Bruder, den Chef-Spielerbeobachter beim Club nach Zilina. Und auch den konnte Marek Mintal auf Anhieb überzeugen. Der laufstarke Mittelfeldspieler, der in seiner Heimat wegen seiner zurückhaltenden Art nie ein großer Star wurde, hatte zwar ein Angebot von Dynamo Moskau vorliegen, entschied sich aber doch für die Bundesliga.
„Dort passt er hin“, findet Hammer. Ordnung, Fleiß und Disziplin. Diese urdeutschen Tugenden würden in Mintals Leben eine wichtige Rolle spielen. „Der fährt so früh zum Training, dass er bei einem Stau zu Fuß noch rechtzeitig am Valznerweiher wäre“, beschreibt der Freund den Pünktlichkeitswahn des Torjägers. Und sehr bescheiden sei der Marek. Bei einem geschätzten Jahresgehalt von 400.000 Euro wohnt die Familie immer noch für monatlich 600 Euro in einer Mietwohnung auf dem Land.
Passt so einer zu einem der europäischen Spitzenklubs, die Interesse an dem medienscheuen Slowaken zeigen? „Der Marek fühlt sich derzeit in Deutschland pudelwohl“, kommentiert Peter Hammer die Spekulationen um Mintals Zukunft. Es gebe tatsächlich eine Anfrage vom FC Liverpool, bestätigt der Berater entsprechende Gerüchte. Aber in England wird nach dessen Einschätzung nicht der Fußball gespielt, der Mintal liegt. „Da kommt es auf einen guten Antritt an.“ Marek lebe dagegen von seiner Ausdauer, seinen weiten Laufwegen, mit deren Hilfe er seine Gegenspieler abschüttle. Kein Ferrari, sondern eher ein zuverlässiger VW-Käfer auf dem Fußballplatz. In Italien oder Spanien kämen diese Qualitäten eher zum Tragen, glaubt Peter Hammer.
„Jetzt warten wir erst mal die Saison ab. Dann werde ich mich mit Marek zusammensetzen und alles Weitere besprechen“, meint der Autohändler und Nebenerwerbsmanager, der inzwischen 30 weitere junge slowakische Spieler betreut. Dem Marek gehe es nicht um „das große Geld“, fügt Hammer hinzu. Natürlich träume sein Schützling von Auftritten auf der internationalen Fußballbühne. „Aber wer weiß, vielleicht ist da ja beim 1. FC Nürnberg was am Werden.“ Peter Hammer ist eben nicht nur Mintal-Berater, sondern auch Clubberer von Kindesbeinen an.
ROLAND WIEDEMANN